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Marianne Pfister, Geschäftsführerin Spitex Schweiz
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Marianne Pfister, Geschäftsführerin Spitex Schweiz
Das Eidgenössische Departement des Innern EDI hat die Krankenversicherungsbeiträge der Spitex per 1.1.2020 um 3,6 % gesenkt. Auch wenn die Beiträge an die Heime erhöht wurden und so die Kantone beziehungsweise die Gemeinden nun insgesamt weniger Restkosten bezahlen müssen, war der Entscheid schwer nachvollziehbar und widerspricht dem Grundsatz «ambulant vor stationär». Laut der Spitex-Statistik des Bundesamtes für Statistik steigt nicht nur im Alterssegment der Bedarf nach Spitex-Leistungen stetig an. Auch bei den jüngeren Menschen steigt die Nachfrage: die Gründe sind frühere Spitalaustritte, die Zunahme ambulanter Operationen und gesellschaftliche Veränderungen im Zusammenleben. Insgesamt nimmt die Komplexität der Pflegefälle zu, da aufgrund der medizinischen Entwicklung komplexe Pflegesituationen zu Hause bewältigt werden können. Eine zunehmende Nachfrage bei Grundpflege, Spezial- sowie Nacht- und Wochenenddienstleistungen und das Zur-Verfügung-Stellen von genügend Ausbildungsplätzen führen nun mal zu mehr Ausgaben. Die Spitex-Organisationen werden weiterhin optimale qualitative Leistungen anbieten und alles daransetzen, ihre Betriebe unternehmerisch zu führen.
Die Evaluation der Pflegefinanzierung war unbestritten notwendig, damit die Kosten für Kantone und Krankenversicherer vor und nach der Einführung der Pflegefinanzierung festgelegt werden können. Leider baute die Evaluation auf teilweise lückenhaftem Datenmaterial auf und ging nicht auf Entwicklungen wie die zunehmende Pflegekomplexität und den Ausbau von Spezialleistungen ein. Wichtige Finanzierungsfragen konnten mit dieser Evaluation nicht beantwortet werden.
Es ist dringend zu klären, welche Leistungen in der Pflegefinanzierung eingerechnet sind, was in den Beiträgen der OKP berücksichtigt ist und was die Restfinanzierer bezahlen müssen. Es muss geklärt werden, wie die OKP-Beiträge an die Kostenentwicklung angepasst werden können.
Um die nötige Kostentransparenz herzustellen, braucht es entsprechende Daten. Eine solide Datengrundlage wird in der laufenden und kommenden politischen Diskussion rund um die Pflegefinanzierung auf nationaler und kantonaler Ebene relevant sein.
Damit sich die ambulanten Leistungserbringer wirkungsvoll einbringen können, müssen Datenlücken geschlossen werden. Die Spitex-Branche ist gefordert, die entsprechenden Grundlagen zu erarbeiten. Diese gesamtschweizerisch zu erstellen, fordert von den Beteiligten einen Mehraufwand. Seriöse Grundlagen werden jedoch in naher Zukunft unsere Verhandlungsposition stärken. Das oberste Ziel ist nach wie vor, die Pflegefinanzierung zu sichern, damit wir unseren Klientinnen und Klienten weiterhin eine umfassende und qualitativ optimale Pflege und Unterstützung zu Hause bieten können.